Gereon Wagener, Leiter Projekte für Chance Swiss, war für zwei Wochen in Nepal und ist mit vielen wertvollen – aber oft auch krassen – Eindrücken zurückgekehrt:

«Die Situation des Landes neun Monate nach den verheerenden Erdbeben ist nach wie vor katastrophal und hat sich durch den Monsun während der Sommermonate, der seit Anfang September anhaltenden Blockade an der indischen Grenze und der Kälte des Winters noch weiter verschärft.

Infolge der seit fünf Monaten anhaltenden Grenzblockade durch eine Bevölkerungsgruppe im Süden des Landes kommen kaum Güter nach Nepal. Der Schwarzmarkt floriert und führt zu einer weiteren Verschärfung der ohnehin bereits gewaltigen sozialen Ungerechtigkeit. Während sich korrupte Politiker und Geschäftsleute unkontrolliert und unbestraft bereichern, leiden die ärmeren Bevölkerungsschichten unter den gravierenden Preissteigerungen von Lebensmitteln und allen Gütern des täglichen Gebrauchs. Viele vom Erdbeben betroffene Menschen leben nach wie vor unter Plastikplanen und müssen bei Minustemperaturen ausharren.

Die Zustände in Nepal sind dramatisch und unsere Hilfe im Hinblick auf das Erdbeben wohl noch lange nicht abgeschlossen.

Umso erfreulicher sind die Erfolge der Erdbebenhilfe von Maiti Nepal, Nepal Matri Griha und SOS Bahini, die unermüdlich und nach wie vor mit großer Motivation und Überzeugung ihren Landsleuten in den abgelegenen Gebieten des Landes helfen. So habe ich während meines Aufenthalts u.a. die Mobile Intercepting Teams und Wiederaufbauprojekte von Maiti Nepal, die Erdbebenhilfsprojekte und Renovierung des Schulgebäudes von Nepal Matri Griha sowie das „1 Sleeping bag for 1 Life“-Projekt von SOS Bahini besucht.

Die staatliche Hilfe existiert noch immer nahezu ausschließlich nur auf dem Papier und hat viele Menschen, vor allem in den abgelegenen Regionen des Landes, bis heute nicht erreicht. Ohne die Arbeit der NGOs würden die meisten Menschen vermutlich überhaupt nichts von der internationalen Hilfe mitbekommen.

Das Beeindruckendste von allem ist, wie die Menschen mit all der Not und sozialen Ungerechtigkeit umgehen. Noch immer sind sie unendlich freundlich, sie lächeln und freuen sich, wenn man kommt und tragen ihr Leid mit einer Gelassenheit, die einen beschämt.»
Gereon Wagener

Mission “Ein Schlafsack für ein Leben!”
Bericht über Nepal im Thuner Tagblatt

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